Die fünfte Unternehmergeneration

Claus, Heinz und Friedhelm Meyer.
Sie leiten heute das Unternehmen für Nutzfahrzeuge. Vor 160 Jahren gründete Friedrich Meier am Kasseler Tor eine Schmiede.

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Fritz Meyer in seiner Schmiede an der Kasseler Straße bei der Herstellung eines Hufeisens. Das Westfälische Volksblatt veröffentlichte die Abbildung 1954 und dichtete dazu, Fritz Meyer halte "mit dem heißen Eisen das Glück in der Zange".
Foto: Meyer Fahrzeugtechnik


Bild rechts
Die Schmiede (Gebäude rechts) stand jahrzehntelang an der Kasseler Straße 36. Das Familienunternehmen zog 1963 an die Abtsbrede um.
Foto: Sammlung Golücke im Stadtarchiv Paderborn/Lange

Ein Stück lebendige Industriegeschichte der Stadt Paderborn

160 Jahre Familienunternehmen: Die Geschichte der Familie Meyer ist so alt wie die Industrialisierung der Stadt Paderborn. Die Unternehmerfamilie hat im Laufe der Zeit alle technischen und wirtschaftlichen Veränderungen erfolgreich mit vollzogen: von der Hufschmiede zum Servicezentrum für Nutzfahrzeugtechnik.

1886 erhielt der Paderborner Dom zwei neue Glocken im Gesamtgewicht von 317 Zentner und 79 Pfund. Die Verankerung des fast 16 Tonnen schweren Gewichts hoch oben im Turm übernahm ein Paderborner Schmied, der offensichtlich das Vertrauen des auftraggebenden Domkapitels besaß: Friedrich Meier, der sein Unternehmen in der Nähe der Kathedrale betrieb.

1850 hatte Friedrich Meier die Schmiede unweit des Kasseler Tors gegründet. Bis heute wird der Betrieb von seinen Erben fortgeführt. Damit ist das heutige Unternehmen „MEYER Nutzfahrzeugtechnik“ mit Sicherheit eines der ältesten mittelständischen Handwerksunternehmen in Paderborn, das ununterbrochen in der Hand einer Familie ist. Das einzige, was sich änderte, war ein Buchstabe: Irgendwann wurde aus dem „i“ im Namen ein „y“ — in Paderborn gab es einfach zu viele Bürger, die sich so nannten.

Als Friedrich Meier 1850 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, setzte die Industrialisierung in der ländlichen Provinzstadt gerade erst ein. Die Schmiede an der Kasseler Mauer, die später an die Kasseler Straße 36 umzog, erlebte den langen Aufstieg der Stadt mit, überstand die beiden Weltkriege und auch die Notzeiten dazwischen. Friedrich Meier, sein Sohn Friedrich Anton Meyer und später der Enkel Joseph Meyer übernahmen alle Arbeiten ihres Berufsstandes: Sie schmiedeten Geländer, fertigten Gitter und Überdachungen, beschlugen aber auch selbstverständlich die vielen Pferde, die noch lange in der Stadt Kutschen zogen.

Der vierte Meyer, Fritz, überstand den Zweiten Weltkrieg und die Gefangenschaft, bevor er die Schmiede übernahm und die Grundlage für die Zukunft legte. Er stellte Autofedern her und setzte sie instand. Außerdem reparierte und wartete er die neuartigen Druckluftbremsen für Lastwagen. Schon bald war der Betrieb in Paderborn als „Feder-Meyer“ und „Bremsen-Meyer“ bekannt. Anfang der 1960er Jahre wurde die Betriebsstätte an der Kasseler Straße zu klein. 1963 zog das Unternehmen Meyer an die Abtsbrede 125 um. Bis heute ist dort der Sitz der Firma.

Die drei Söhne von Fritz Meyer — Claus, Heinz und Friedhelm — wurden Kraftfahrzeugmeister und stellten das Unternehmen erfolgreich auf Service, Wartung und Instandsetzung von Lkw und Anhängern um.

Die Familie Meyer hat es über fünf Generationen verstanden, sich an die technischen und wirtschaftlichen Veränderungen anzupassen. So kann das Unternehmen auf mehr als 160 Iahre Unternehmenshistorie zurückblicken — ein Stück lebendige Industriegeschichte der Stadt Paderborn.